Kaufberatung: Kapitel Karosserie
Du solltest bei der Untersuchung der Karosserie sehr genau vorgehen. Ich würde zunächst einmal mit den allgemeinen Dingen beginnen: Wie genau sind die Türen eingepaßt, also wie gleichmäßig ist das Spaltmaß? Passen die Türen, Motorhaube und die Heckklappe? Das kannst Du am besten prüfen, indem Du mit dem Finger die Spalte abfährst und so merkst, wie gleichmäßig die Hauben und Türen eingepaßt sind. Dabei solltest Du allerdings bedenken, daß es sich bei den Zagato-Modellen um eine Kleinserie mit entsprechenden Produktionstoleranzen handelt und die jüngsten Autos auch schon 24 Jahre alt sind. Kannst Du Spuren eines Unfalls oder gespachtelte Stellen erkennen? Die Rostvorsorge bei Zagato war schlichtweg nicht vorhanden, d.h. Hohlraumkonservierung war damals noch ein Fremdwort und nur wahre Liebhaber haben damals ihren Neuwagen nachträglich versiegeln lassen. Rost ist schon ärgerlich genug, allerdings nicht so tragisch wenn, ja wenn es noch Karosseriebleche geben würde. Die sind allerdings sehr rar und Nachfertigungen sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Deshalb ist es umso wichtiger ein Auto zu finden, das eine gesunde Substanz aufweist.
Wie sehen die Lampenkästen (Nr.3), in denen die Scheinwerfer befestigt sind, aus? Diese Kästen rosten häufig von innen nach außen durch, Ersatz gibt es nicht. Selbermachen ist angesagt. Nun lege Dich unter den Vorderwagen und betrachte das untere Verkleidungsblech, das gerne von innen nach außen durchrostet. Besonderes Augenmerk solltest Du auch auf die Quertraverse unterhalb des Kühlers (Nr.2) richten. Hieran ist der vordere Stabilisator befestigt, was den Rost allerdings nicht weiter stört.
Wenn du vom Boden der Tatsachen wieder aufgestanden bist, solltest Du die Motorhaube öffnen und Dir die Quertraverse unter dem Kühler von oben betrachten. Dabei kannst Du dann auch gleich die Schweißkanten der Kotflügel inspizieren. Nun schlage die Lenkung ganz zu einer Seite ein, welche ist egal, gehe wieder in die Knie und untersuche die Radhäuser: Richtung Front und Heck sind normalerweise Spritzbleche eingebaut. Wenn Du nur noch Fragmente oder nichts mehr finden kannst, so ist das ein ganz schlechtes Zeichen, denn Wasser und Dreck werden durch die Reifen bis zur A-Säule (Nr.5) und zum oberen Kotflügel (Nr.4) bzw. bis zu den Lampenkästen (Nr.3) geschleudert und können dort ihr zerstörerisches Werk gnadenlos ausüben.
Wenn Du dort allerdings noch Spritzbleche findest - gut! Nun frage den Besitzer, ob er damit einverstanden ist, daß Du das Blech mal herausschraubst, um Dir die Hohlräume dahinter anzugucken. Wenn er damit einverstanden ist - umso besser.
Nachdem Du das Spritzblech wieder eingeschraubt hast, wendest Du Dich den Türen (Nr.7) zu. Meistens sind die Türhäute an der unteren Kante durchgegammelt und die Falze verrostet. Wie sieht der Türrahmen von unten aus? Sind noch Wasserablauflöcher erkennbar und sind sie nicht verstopft, so sind meist auch die Türrahmen noch verwendbar. Wenn Du dich richtig gut für Deinen Ortstermin vorbereiten willst, nimmst Du Dir einen kleinen Permanentmagneten mit. Damit kannst Du nicht nur dicke Spachtelschichten finden - der Magnet hält bekanntermaßen nicht an Spachtel und fällt einfach runter- sondern Du kannst einfach feststellen aus welchem Material die Türhäute bestehen: Zagato hat sowohl Stahl- als auch Aluminium-Türhäute eingebaut. Es ist allerdings ein Irrtum zu glauben, daß Aluminiumtürhäute besser sind als die aus Stahl. Aluminium kann zwar nicht durchrosten, aber dafür kommt es an den Berührungsflächen mit dem Türrahmen, der immer aus Stahl ist, zu Kontakt-Korrosion, erkennbar an weißem Pulver und kleinen Löchern, die sich bilden. Die Motorhaube ist übrigens bei allen Wagen aus Aluminium. Nun zu einer sehr kritischen Stelle, dem Einstiegblech (Nr.6). Das Einstiegblech hat eine komplizierte Form und trägt maßgeblich zum Gesamteindruck des Autos bei. Reparaturen am Einstiegblech, die von 'Blechkünstlern' hingepfuscht sind, stechen sofort ins Auge. Daher betrachte die Einstiege peinlichst genau, sowohl von oben als auch von unten. Von dort kannst Du auch prima erkennen, ob die Wasserablauf-Öffnungen noch frei sind oder schon durch Rostbrösel blockiert sind. Die hinteren Kotflügel rosten am Radlauf (Nr.8) und der Endspitze (Nr.9) durch. Wenn Du Dich unter das Heck des Wagens legst, kannst Du sehen, warum die Endspitzen so gerne von innen durchrosten. Rechts und links hinter den Rädern sind kleine Hohlräume, die durch den Kotflügel und ein Blech, das von innen an den Kotflügel geschweißt ist, gebildet werden. Von unten kann man meistens nur noch Überreste dieses Bleches erkennen, Wasser und Schmutz haben sich angesammelt und suchen nun den Weg ins Freie, indem sie den Kotflügel durchnagen. Wenn Du schon unter dem Auto liegst, nutze doch einfach die Gunst der Stunde und untersuche die Stoßstange (Nr.12) auf Beulen und Durchrostungen. Ganz besonders genau solltest Du jedoch den Bereich betrachten, in dem Kofferraumboden und Heckblech verschweißt sind (Nr.10). Hier sind mehrere Lagen Blech verschweißt, ideale Bedingungen für die Lieblingsbeschäftigung eindringender Feuchtigkeit: Rostbildung. Ein Bereich, der immer wieder für Diskussionen beim TÜV sorgt ist der hintere Radkasten, genauer: Der Bereich wo sich Kotflügel und innere Karosseriestruktur treffen. Der Kotflügel ist nämlich im Radkasten-Bereich nur unterhalb der hinteren Seitenfenster punktgeschweißt, nicht jedoch im Radkasten, dort ist ein Spalt, der ab Werk mit einer Art Moosgummi ausgestopft war. Dieses Gummi ist längst rausgefallen, weil es Wasser angesaugt hat wie ein Schwamm und der Spalt mittlerweile durch Rostfraß ordentlich groß geworden ist. Viele Vorbesitzer haben eine ordentliche und damit aufwendige und teure Reparatur gescheut und stattdessen irgendwas in den immer größer werdenden Riß geschmiert. Isolierschaum aus dem Baumarkt ist z.B. eine beliebte, weil billige Lösung. Verständlich, daß der gute Mensch beim TÜV dann sauer reagiert.
Nun bleibt nur noch zu sagen, daß die Heckklappe (Nr.11) gerne in den unteren Ecken der Fensterdichtung durchrostet. Ich weiß, das war ziemlich viel zu lesen, aber noch einmal: Wer bei der Karosserie nicht strenge Maßstäbe anlegt, wird im wahrsten Sinne des Wortes sehr viel Lehrgeld zahlen müssen. |